Artenrückgang: dramatische Entwicklung
Mit dem „Faktencheck Artenvielfalt“ soll die biologische Vielfalt in Deutschland umfassend eingeschätzt und bewertet werden. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt finanziert. Der Bericht wurde im Oktober 2024 veröffentlicht und im BMBF vorgestellt. Die Wissenschaftler aus insgesamt 75 Institutionen haben dafür mehr als 6.000 Publikationen zum Thema analysiert. Dazu gehörten laut „Spiegel Online“ u.a. wissenschaftliche Studien, Abschlussarbeiten, behördliche Berichte und Gutachten. Sie identifizierten Trends, Treiber des Artenverlusts und Handlungsempfehlungen sowie Forschungsbedarfe. Alle Ergebnisse führten sie in einer eigens dafür entwickelten Datenbank zusammen.
Lebensräume in Gefahr
Das Bild, das die Wissenschaftler in dem Bericht zeichnen, ist düster. Von 93 untersuchten Lebensraumtypen sind etwa 60 Prozent in einem bedenklichen Zustand, insbesondere ehemals artenreiche Äcker, Grünland (z. B. Wiesen und Weiden), Moore und Sümpfe. Es konnte klar belegt werden, dass sich der Verlust von Lebensräumen und die intensivierte Nutzung von Kulturlandschaften in der Konsequenz negativ auf die Biodiversität auswirken. Das Gleiche gilt für die immer intensivere Landwirtschaft mit dem großflächigen Einsatz von Pestiziden. Der Klimawandel zeigt sich ebenfalls schon in einigen Bereichen, vor allem in den Laubwäldern. Die Lebensbedingungen zahlreicher Arten haben sich so verschlechtert, dass aktuell rund 10.000 Arten vom Aussterben bedroht sind. Allerdings waren die genauen Ursachen laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung größtenteils unklar, da menschliche Einflüsse noch nicht ausreichend dokumentiert wurden.
Vom Aussterben bedroht
Die Wissenschaftler untersuchten laut „Spiegel Online“ etwa 40 Prozent der 72.000 in Deutschland heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten bezüglich ihrer Gefährdung und dokumentierten diese in Roten Listen. Fast ein Drittel davon wurde als stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht identifiziert. Am meisten betroffen sind viele Reptilien- und Amphibienarten sowie zahlreiche Insekten, z. B. Ameisen, Tagfalter (z. B. der Rotklee-Bläuling, s. Foto), Bienen und mehrere Hummelarten. Im Gegenzug konnten die Forscher feststellen, dass bestimmte Maßnahmen offenbar zur Rettung bedrohter Arten beitragen. So war die Kegelrobbe fast ausgerottet, ihr Bestand hat sich durch konsequenten Artenschutz jedoch mittlerweile erholt und liegt aktuell bei mehr als 2.000 Tieren. Auch haben sich die Bestände einiger Waldvogelarten stabilisiert, was laut den Forschern auch auf mehr Totholz in den Wäldern zurückzuführen sei, in denen die Vögel Insekten – ihre Hauptnahrungsquelle – finden.
Was tun?
Um die Artenvielfalt zu erhalten und bedrohte Arten zu retten, sind laut den Wissenschaftlern u. a. eine biologische Landwirtschaft sowie eine Ausweitung der Schutzgebiete in bedrohten Lebensräumen notwendig. Wer einen Garten hat, solle diesen außerdem möglichst naturnah gestalten und mehr Wildnis zulassen.
Alle Ergebnisse sowie den Bericht zum Download finden Sie direkt bei der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt.